Hinter den Kulissen des Pierre Menta 2023,
dem wichtigsten internationalen Wettkampf im Skibergsteigen
Es gehört zu jenen Klassiker-Events, dessen bloße Erwähnung sofort unvergessliche Bilder, Gesichter und Emotionen heraufbeschwört. Und auch die 37. Ausgabe des Pierra Menta bildet da keine Ausnahme. Dieser internationale Wettbewerb im Skibergsteigen ist das beliebteste Ereignis im Wettkampfkalender für internationale Skimo-Profis und Amateure.
Vom 8. bis zum 11. März 2023 waren wir in Arêches-Beaufort in Savoyen vor Ort dabei, um unsere Julbo-Athleten zu begleiten, aber auch um Sie an diesem ganz besonderen Rennen über unsere sozialen Netzwerke teilhaben zu lassen. Hier ein Rückblick auf dieses Highlight im Wettkampfkalender des Skibergsteigens.
Pierra Menta steht für: einen besonderen Wettkampf und besondere Läufer
In der Skimo-Szene, in der das Rennen auch unter den Namen „La Pierre“ oder „La Pierra Ment“ bekannt ist, wird es die ganze Wintersaison lang sehnlichst erwartet. Im Laufe der Jahre hat sich eine regelrechte Fanszene für diesen harten Wettkampf gebildet. Und nicht wenige haben wegen dieses Rennens erst das Skibergsteigen für sich entdeckt. Denn das Pierra Menta ist ein ganz besonderes Rennen. Ein Sportereignis, das jeden begeistert, „der den Wettkampf und die Berge liebt“, wie es einst Jean-Marc Joguet, Gewinner der ersten Ausgabe des Pierra Menta 1986, formulierte.
An den vier Wettkampftagen messen sich die Teilnehmer in Zweierteams bei den verschiedenen Etappen des Rennens miteinander und bewältigen dabei nicht weniger als 2500 Aufstiegs-Höhenmeter täglich. Neben den insgesamt 10.000 Aufstiegs-Höhenmetern schätzen die Teilnehmer vor allem die einzigartige Stimmung und die sagenhaften Emotionen, die dieses Sportereignis ihnen bietet.
Unter den 200 Zweier-Teams, die dieses Jahr an den Start gingen, waren an die fünfzehn Athleten mit Julbo-Equipment ausgestattet. Acht von ihnen waren sogar mit der festen Absicht gekommen, zumindest einen Podiumsplatz, wenn nicht sogar den Sieg zu holen, wie Axelle Gachet und Emily Harrop, die großen Favoriten bei den Frauen, aber auch Xavier Gachet „der Lokalmatador“, Samuel Equy und Mathéo Jacquemoud, die als Team antraten, oder auch Davide Magnini und Nadir Maguet.
Das Perra Menta ist aufgrund seiner Streckenführung jedes Jahr ein grandioses Rennen, doch die Ausgabe 2023 hat gezeigt, dass der Wettkampf vor allem mit einem Faktor steht und fällt: dem Wetter! Denn dieses Jahr waren die Wetterkapriolen besonders extrem: ...Nach einer zwei Monate andauernden Schönwetterperiode wurde das Beaufortain-Gebirge an drei der vier Wettkampftage von heftigen Niederschlägen heimgesucht. Eine beispiellose Situation, die die Veranstalter dazu zwang, Entscheidungen zu treffen, die es bei den 36 vorherigen Ausgaben noch nie gegeben hatte.
Trotz alledem konnte das Rennen stattfinden und wurde auf allen Ebenen gekämpft. Am ersten Tag übernahmen unter besonders herausfordernden Bedingungen (Regen, Schnee, starker Wind und schlechte Sicht) die angekündigten Favoriten schnell das Spitzenfeld. Von Anfang an hatten Xavier Gachet und sein Teamkollege aus Arêchois Probleme mit dem Material und mussten den Italiener Nadir Maguet und seinen Teamkollegen Matteo Eydallin sowie das Duo Davide Magnini und Michele Boscacci ziehen lassen. Für Samuel und Mathéo lief die Etappe sehr gut, sie arbeiteten sich Stück für Stück nach vorn und erreichten letztendlich den 3. Platz. Bei den Frauen ließen Axelle und Emily keinerlei Zweifel an ihrem Führungsanspruch aufkommen. Sie beendeten die Etappe mit einem Vorsprung von fast 15 Minuten auf ihre Verfolgerinnen. Ihr Ziel schien ein ganz anderes zu sein: sie visierten das Spitzenfeld der allgemeinen Gesamtwertung (Männer und Frauen) an!
Am zweiten Tag des Pierra Menta Rennens riss der Himmel auf und bot den Läufern vorübergehend eine nahezu normale Etappe, mit technischen und angeseilten Passagen, schönen Abfahrten und ordentlichen Höhenunterschieden. Unter diesen Bedingungen starteten die von Xavier Gachet angeführten einheimischen Läufer hoch motiviert und absolvierten die Etappe in Spitzenposition. Sie beendeten die Etappe mit einigen Sekunden Vorsprung vor den von Davide Magnini angeführten Italienern, die damit auf dem ersten Platz in der vorläufigen Gesamtwertung landeten. Mathéo Jacquemoud und Samuel Equy, die ebenfalls sehr gut in Form waren, erreichten in dieser Etappe den dritten Platz, festigten somit ihre Position in der Gesamtwertung und unterstrichen ihre Anwartschaft auf den Gesamtsieg. Bei den Frauen setzte das französische Team Axelle Gachet und Emily Harrop seinen Siegeszug fort, gewann die Etappe souverän und näherte sich den Top-20-Plätzen in der allgemeinen Gesamtwertung, dicht gefolgt von einem weiteren Julbo-Athleten, Ludovic Pommeret!
Although faced with an even more complex weather situation the next day, the organizers decided to continue with the fourth and final stage, but over a much shorter format using time trial starts. Another unprecedented way of doing things but which would be necessary if the race was to go ahead.
Under this new setup, the race times were very short, making it tricky to dig out significant gaps over others. In a final last stand, the French teams Jacquemoud–Equy and Gachet–Bon Mardion gave it their all. The latter won the stage but only regained a few seconds from the Davide Magnini–Michele Boscacci pairing, who finished hot on their heels.
Am dritten Tag jedoch änderten sich die Bedingungen des Pierra Menta drastisch. Am Start regnete es in Strömen und im oberen Teil des Streckenverlaufs erwartete die Teilnehmer Schnee und Sturmböen mit über 80 km/h. Die Wetterlage war extrem und ließ es nicht zu, die Sicherheit der Wettkämpfer, freiwilligen Helfer und Zuschauer zu gewährleisten. Als alle Läufer bereits an der Startlinie standen, beschlossen die Organisatoren daher kurzfristig, die Etappe abzusagen. Das war ein echter Schock, denn in 36 Jahren hatte es so etwas noch nie gegeben.
Und obwohl die Wetterlage am nächsten Tag noch komplizierter wurde, entschieden sich die Veranstalter, die vierte und letzte Etappe beizubehalten, wenngleich in einem sehr kurzen Format mit Starts wie bei einem Rennen gegen die Uhr. Ein ganz neues Format, das jedoch erforderlich war, damit das Rennen überhaupt fortgesetzt werden konnte.
In diesem Kurzstreckenformat waren die Laufzeiten sehr kurz und war es extrem schwer, Abstände aufzuholen oder auszubauen. In einem letzten Kraftakt gaben die französischen Teams Jacquemoud-Equy und Gachet-Bon Mardion noch einmal alles. Letztere gewannen die Etappe, konnten aber nur wenige Sekunden auf das Zweier-Team Davide Magnini und Michele Boscacci aufholen, das ihnen am Ende dicht auf den Fersen war.
Nach diesen drei Etappen ging die Gesamtwertung somit an den Julbo-Athleten Davide Magnini mit seiner Landsmännin Michele Boscacci, vor dem Lokalmatador Xavier Gachet und seinem Teamkollegen. Den dritten Platz belegte das Läuferduo Mathéo Jacquemoud und Samuel Equy. Ein Podium mit Julbo-Athleten auf jeder Podiumsstufe also! Das allein ist schon ein Superergebnis, doch es kommt noch eine weitere 100%ige Julbo-Spitzenleistung hinzu, nämlich der strahlende Sieg von Axelle Gachet und Emily Harrop bei den Frauen!
Pierra Menta steht zudem für: das Ursprüngliche und echte Leidenschaft
Neben den Läufern, die in der Tat die Geschichte dieses Rennens schreiben, ist es auch und vor allem die einzigartige Mischung aus Tradition, Ursprünglichkeit und der glühenden Verfechtung der Werte des Skibergsteigens durch das Organisationskomitee und die freiwilligen Helfer, die den Mythos des Pierra Menta ausmacht.
In Arêches, diesem hübschen, typischen Dorf im Herzen von Savoyen, dem traditionellen Herkunftsort des Beaufort-Käses, haben die Menschen eine besonders enge Beziehung zu ihrem Fleckchen Erde. In diesem Bergdorf sind gegenseitige Hilfe, der Sinn fürs Ursprüngliche und Wahrhaftigkeit Normalität. Viele Familien sind Käseproduzenten, ein anstrengender Job, bei dem man hart im Nehmen sein muss. Wie beim Pierra Menta Rennen, das die Menschen hier ins Leben gerufen haben und das von ihren Werten geprägt ist. Die Skibergsteiger erwarten hier keine Pisten, sondern Gebirgslandschaften so wie sie sind. Das Rennen umfasst ausgewählte, technisch anspruchsvolle Strecken in einem majestätischen Rahmen. Jean-Marc Joguet und Florent Perrier, beide Beaufort-Käseproduzenten und beide Gewinner des Pierre Menta der Jahre 1986 und 2007, sind genauso tough und authentisch wie das Rennen selbst und somit dessen perfektes Aushängeschild!
Während des gesamten viertägigen Wettkampfs ist es diese besondere subtile Mischung aus sportlicher Herausforderung und Ursprünglichkeit, die man als Läufer, Helfer oder Zuschauer erlebt, und die einen in seinen Bann zieht. So zum Beispiel wenn sich mehr als 4000 Menschen ab 5 Uhr morgens auf den Weg zum Gipfel des Grand Mont machen, der mit 2687 m der höchste Punkt des Rennens ist, um die Läufer lautstark anzufeuern. Wenn die Läufer, nachdem sie einen technisch anspruchsvollen Felsgrat absolviert haben, an diesem Ort ankommen (sofern die Bedingungen es zulassen) und sie eine fröhliche Menschenmenge und motivierende Geräuschkulisse mit Glocken, Hupen, Gesängen, Instrumenten oder sogar Motorsägen erwartet und es köstlich nach Fondue, Diots-Würtschen und Glühwein duftet... Dann zeigt dies den Geist des Pierra Menta, ein Rennen wie kein anderes, bei dem die besten Athleten der Welt gegen unbekannte Amateure antreten, um ihren Traum zu leben, in einem Ambiente, das Spitzensport mit der Rückkehr zum Ursprünglichen verbindet.
Und so stand schon lange fest, dass wir eines Tages hierher kommen mussten, um für Julbo von diesem Wettkampf zu berichten!
Die 37. Ausgabe wird eine besondere bleiben, etwas weniger grandios für die Läufer, die sich darauf gefreut hatten, sich an vier Tagen sportlich miteinander messen zu können. Aber das Rennen hat mehr denn je Anerkennung und Wertschätzung verdient, weil die Freiwilligen und Organisatoren in diesem Jahr besonders viel Mühe und Energie investiert haben, um das Rennen trotz aller Widrigkeiten stattfinden zu lassen.
Es ist definitiv etwas Einzigartiges, was am Ende jedes Winters in Arêches-Beaufort veranstaltet wird... und wir können mit Sicherheit sagen, dass Julbo wieder zurückkehren wird, um mitzuerleben, wie eine neue Seite in der Geschichte des Skibergsteigens geschrieben wird, mit unseren Athleten und allen, die sich fürs Skibergsteigen begeistern.