THE HIDDEN PATH #7 – A DECISIVE RACE
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Vélo
Dienstag, 22. Juni 2021

THE HIDDEN PATH #7 – A DECISIVE RACE

Für das Rennen seines Lebens kann die Vorbereitung nicht gründlich genug sein. Es ist eine Zeit der Entsagung. Bei der Vorbereitung muss an jedes Detail gedacht und mentale Stärke aufgebaut werden, ein Quäntchen Glück gehört allerdings auch dazu. Die Olympischen Spiele sind der Traum jedes Spitzensportlers. Sie sind das oberste Ziel des Trainings von Maxime Marotte und der Weg zur Erfüllung dieses Traums war die Grundidee hinter der Entstehung von „The Hidden Path“. Doch vor der Olympiateilnahme galt es für Maxime erst einmal die Auswahl ins französische Team zu schaffen. Eine Herausforderung, die fast noch größer war als die Teilnahme selbst, da es dieses Jahr so viele starke Anwärter für die Nationalmannschaft gab.

Leider war Maxime bei dieser Herausforderung das Glück nicht hold, was seine Chance auf eine Qualifikation erheblich verringerte. Der Julbo-Athlet berichtet wie die entscheidenden vierzehn Tage mit zwei Weltcup-Rennen gelaufen sind und warum sie einen leicht bitteren Beigeschmack hinterlassen haben und vor allem wie es jetzt weiter geht.

Maxime, als wir das Projekt „The Hidden Path“ vor anderthalb Jahren gestartet haben, hätte sich keiner vorstellen können, was uns alle erwartete und vor allem wie es letztendlich ausgehen würde. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

"Das ist klar, keiner hatte all das was passiert ist auf dem Schirm. Ursprünglich sollte The Hidden Path nur eine Saison dauern und mit den Olympischen Spielen 2020 als krönenden Abschluss enden. Und dann traten all diese unglaublichen Ereignisse ein... Und wir hatten so viel zu erzählen und in Bilder zu packen, dass wir beschlossen haben, das Abenteuer zu verlängern, um den Weg bis zum alles entscheidenden Zeitpunkt - der Qualifikation für Olympia - zu verfolgen.

Persönlich und beruflich haben wir x-Mal Strategien und Pläne aufgestellt und wieder verworfen. Das hat extrem an den Kräften gezehrt, war aber auch super spannend. Während anderthalb Jahren gab es so viel Durcheinander, das war für uns alle eine noch nie so erlebte Zeit. Und so gab es einfach sehr viel zu erzählen. Dies hier ist mein ungefilterter Erlebnisbericht... Es gab Zeiten der Euphorie, des Erfolgs aber auch schwere Zeiten, so wie das im echten Leben eben ist. In The Hidden Path zeige ich mein reales Leben, das eines Spitzensportlers, der in einer wichtigen Phase der Vorbereitung einen Teamwechsel durchmacht, Rennen, die gut laufen und Rennen, die nicht so gut laufen, gebe aber auch Einblicke in mein Privatleben… Diese Abfolge von überaus unterschiedlichen Ereignissen klingt vielleicht bunt zusammengewürfelt, doch diejenigen, die die Webserie bisher verfolgt haben, fanden diese Mischung besonders interessant. Es fehlt nur das Happy End einer erfolgreichen Teilnahme an den Olympischen Spielen!"

The hidden path EP7

Wir wussten, dass die ersten beiden Weltcup-Rennen der Saison für die olympische Auswahl entscheidend sein würden und dass dabei fünf Franzosen um zwei Plätze kämpfen würden. Erzähle uns wie die zwei Wochen abgelaufen sind....

"Alles ging schon mal eine Woche vor dem ersten Weltcup-Rennen in Albstadt (Deutschland) sehr schlecht los. Bei meiner letzten großen Trainingseinheit, als ich noch mal Vollgas geben will, bin ich kurz nicht voll konzentriert und stürze.  Ich komme mit dem Gesicht auf dem Boden auf, auf einem kleinen Ast... Nichts Schlimmes, denke ich, stehe wieder auf und bin froh, dass das noch einmal glimpflich abgelaufen ist, aber meine Lippe blutet. Einige Minuten später, komme ich an Wanderern vorbei, die mich entsetzt anstarren, so dass ich mir meiner Verletzung erst bewusst werde.   Meine Lippe ist tatsächlich komplett aufgerissen.  In der Notaufnahme näht man sie mit vier Stichen innen und zehn Stichen außen wieder zusammen!

Solche Stürze sind kein Zufall, ich war wahrscheinlich erschöpft am Ende eines anstrengenden Vorbereitungszyklus. Zum Glück war es nur eine Fleischwunde, aber auf diese Weise hat mich meine Brille tatsächlich vor Schlimmerem bewahrt, denn dieser Zweig im Auge hätte wahrscheinlich noch eine ganz andere Art Schaden angerichtet. Ein Dankeschön an Julbo..."

"Der Sturz auf den Kopf, von dem ich zunächst dachte, dass er nicht weiter schlimm gewesen sei, hatte zu einem Hämatom und anderen Schädigungen geführt, die sich in den Folgetagen zeigten. Und so kam es, dass meine Gesundheitsdaten zwei Tage vor dem ersten Short-Track keineswegs gut aussahen, mein Körper kämpfte gerade gegen eine Entzündung an.....so dass ich bei dem intensiven Rennen am Freitag völlig neben mir stand. Kein Wunder. Sonntag hatte mich mein Trainer schon gewarnt, dass ich unmöglich so schnell wieder in Topform sein würde. Ich wusste, dass ich nunmehr auf die Folgewoche hinarbeitete und ich nicht zwei Rennen, sondern nur ein einziges Rennen hatte, um die Qualifikation klar zu machen. Bei diesem ersten XCO der Saison lief es für mich eigentlich im ersten Teil des Rennens sehr gut, ich war nah an den Top 10 dran; ein Rhythmus, den ich auf Dauer nicht halten können würde, dafür fehlte mir noch die Kraft.

Am Tag nach dieser schwierigen Woche in Deutschland sind wir mit dem Team zum zweiten Weltcup-Rennen in Nove Mesto in der Tschechischen Republik aufgebrochen. Langsam ging es mir besser, und trotz der Kälte und den schrecklichen Witterungsbedingungen fühlte ich mich mental gut in Form. Und der Short Track bestätigte mir dieses Gefühl. Bei diesem super anstrengenden, 30 Minuten andauernden Rennen kam ich als 6. ins Ziel, also nicht weit von einem Medaillenplatz entfernt. So war ich also top motiviert für das Rennen am Sonntag, das ich wie ein Gladiator antreten wollte, der bis aufs Letzte kämpfen würde. Doch die Strecke in Nove Mesto verzeiht nicht die kleinste Schwäche und nachdem ich eigentlich gut ins Rennen gekommen war, fehlte es mir an Kraft. An den Top-5 dran zu bleiben, was mir die Qualifikation für Olympia eingebracht hätte, war unmöglich für mich. Gegen Ende des Rennens, als mir klar wurde, dass mein Ziel nicht mehr zu erreichen war, habe ich den Fuß etwas vom Gas genommen, weil die Enttäuschung einfach zu groß war....

Im Nachhinein war ich aber zufrieden mit meiner moralischen Leistung. Vor zehn Jahren wäre ich mental noch nicht dazu in der Lage gewesen, bei so einer geringen Erfolgschance zwei Wochen lang so hoch motiviert zu bleiben."

Wir sind also am Ende dieser Geschichte angelangt, aber noch nicht am Ende der Saison 2021...was hast du für Ziele für den zweiten Teil dieser Saison?

"Nach ein paar schwierigen Tagen, in denen ich diese Enttäuschung verdauen musste, bin ich jetzt wieder motiviert und habe mir neue Ziele gesetzt, darunter natürlich die verbleibenden Weltcup-Rennen, aber vor allem auch die französische Meisterschaft, die EM und die WM. Und vielleicht nehme ich Ende der Saison ja noch am Cape Epic teil.

Meine Form verbessert sich übrigens zusehends, denn beim 3. Weltcup habe ich jetzt den 6. Platz geholt. Das ist natürlich Balsam für die Seele."

Was nimmst du aus diesen letzten 18 Monaten, in denen du bei so manchem emotionalen Moment von einem Drehteam hautnah begleitet wurdest, für dich mit?

"Ich bin sehr zufrieden wie es gelaufen ist, denn das Projekt zeigt so wie ich wirklich bin und was ich im Alltag erlebt habe, in schön aufgemachter Art und Weise. Wenn ich mir einige Episoden noch einmal ansehe, bin ich stolz, denn das „künstlerische“ Ergebnis übertrifft das was ich mir hatte vorstellen können, ohne dass irgend etwas inszeniert wurde. So ein Projekt zu akzeptieren war nicht ohne, denn man gibt dadurch sehr persönliche Einblicke in sein Privatleben, aber das gehörte dazu und das wollte ich auch so.

Wenn ich mir jetzt eine Episode anschaue sage ich mir nicht, dass ich das eine oder andere gern geändert hätte. Aber wenn ich das letzte Jahr mit etwas Abstand betrachte, muss ich schon sagen, dass diese Pandemie, was die olympische Auswahl anbetrifft, mich ganz schön reingeritten hat, denn Anfang 2020 sah die Situation für mich deutlich besser aus.... Doch in Selbstmitleid zu versinken ist gar nicht meine Art, ich schaue lieber nach vorn."

 

Was würdest du gern noch als Schlusswort sagen?

"Es hat mir enormen Spaß gemacht, andere daran teilhaben zu lassen, was meinen Alltag als Sportler ausmacht und welche Höhen und Tiefen man auf dem „verborgenen Pfad“ (The Hidden Path, Anm. d. Red.) des Spitzensports erlebt. Im Gegensatz zu den sozialen Netzwerken, wo man in der Regel nur Positives zeigt, was natürlich nicht immer der Realität entspricht, konnte ich hier nicht bluffen.

Ich möchte natürlich Julbo für die Unterstützung bei diesem Projekt danken, denn ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, so hochwertige Inhalte zu erstellen. Ich bedanke mich vor allem für das mir als einem Outsider entgegengebrachte Vertrauen. Denn Julbo hat auch regelrechte Superstars wie z.B. Martin Fourcade und viele andere in seinem Team. Man erzählt meist die Geschichten von denen, die alles gewinnen und ich gehöre nicht zu denen, die alles gewinnen...

Ich möchte mich auch bei dem Produzenten Félix Le Blanc für das enorme Engagement bedanken, das er in dieses Projekt gesteckt hat. Dank ihm hatte ich manchmal den Eindruck, ein Superstar in einer der populärsten Sportarten zu sein! Das hat mich angespornt, mich noch mehr reinzuhängen.

Und natürlich wünsche ich den französischen Teilnehmern die unser Land bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten werden, viel Erfolg. Beim Sport möchte natürlich jeder gern gewinnen, aber manchmal muss man auch in der Lage sein, in Würde zu verlieren, um mit sich selbst im Reinen zu sein. Wenn andere eine Top-Leistung abliefern, muss man das auch anerkennen können. Ich weiß, was bei ihnen für Arbeit dahinter steckt, um am Anfang dieser Saison die olympische Auswahl für sich zu entscheiden. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie am Tag X, noch stärker in die Pedalen treten werden, wenn sie an die anderen französischen Anwärter denken, die auch gern an ihrer Stelle das blau-weiß-rote Trikot in Japan getragen hätten. Das wird sie noch zusätzlich anspornen, da bin ich mir sicher."

 

 

Und so endet The Hidden Path nach sieben ereignisreichen Folgen. Aber der Weg ist noch nicht zu Ende und Maxime wird uns zweifelsohne in den nächsten Wochen noch zahlreiche schöne emotionale Momente schenken.

Haben Sie eine Folge der Webserie verpasst? Sie finden Sie alle auf unserem Youtube-Kanal.

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MAXIME MAROTTE

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