Ueli Steck

Wie ein Fingerzeig des Schicksals endet das Leben von Ueli Steck am Fuße des Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt. Nachdem er auf allen Kontinenten, in allen Ländern die höchsten Gipfel der Welt erklommen hat, endet seine Reise am 30. April 2017 bei einer Erkundungstour im Himalaya mit dem Ziel, zwei Achttausender direkt hintereinander zu besteigen.

Eine Premiere. Eine mehr. Diese hat ihn über die Wolken geführt. In die Todeszone, in die er mehr als einmal vorgedrungen ist, ohne jemals aufzugeben, und stattdessen eine Extrembergtour an die andere reihte. Dieses Mal ist er nicht entkommen, der Everest hat ihn zu sich genommen. Eingeäschert in Nepal, im Schoß der Berge, die er zum wiederholten Male erkundet hat, verstummt das Leben einer Bergsteiger-Legende Die Erinnerungen und die Erfolge bleiben. Sein Stil und seine Persönlichkeit lassen den Bergsport unter einem neuen Blickwinkel erscheinen. Ueli Steck wurde 40 Jahre alt. Rückblick auf den inspirierenden Lebensweg einer Legende, die in der Bergsteigerszene zum Star geworden ist.  

Everest Lhotse

Das Everest-Lhotse-Projekt

Der letzte Tanz

 Kaum hatte er im Juni 2015 die Überschreitung von 82 Viertausendern in den Alpen abgeschlossen, konzentrierte sich Ueli Steck auf ein neues Großprojekt: Die Doppelbesteigung von zwei der höchsten Gipfel der Welt. Er wollte zuerst auf das Dach der Welt, den Mount Everests mit 8.848 m steigen und anschließend über einen auf etwa 8.000 m gelegenen Pass den Nachbargipfel Lhotse 8.513 m erklimmen. Das Ganze ohne Sauerstoffmaske, im reinen Alpinstil. Eine Weltpremiere. Anfang April diesen Jahres ist der Schweizer nach Nepal geflogen, um diese Überschreitung zu versuchen. Als er am Sonntagmorgen des 30. April 2017 allein auf einer Erkundungstour am Mount Everest unterwegs war, rutschte er ab und verunglückte tödlich. 

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Das Wunderkind des Bergsports

 

Mit 12 Jahren entdeckte er mit einem Freund seines Vaters das Klettern. Und seine Leidenschaft für diesen Sport. Eine Leidenschaft, die sein Leben auf den Kopf stellte. Er hörte mit dem Eishockey auf und eroberte die Felswände der Schweizer Alpen. Mit 18 Jahren durchstieg er zum ersten Mal die Eiger-Nordwand. Es folgten Rekorde und Solobegehungen von einem, der „The Swiss Machine“ genannt wurde.

„Es ist eine persönliche Herausforderung, die Zeit auf ein Minimum zu reduzieren und immer schneller zu werden. Das Bergsteigen ist für mich ein Prozess, in dem ich mich immer weiter verbessern will. Die Zeit ist ein objektiver Gradmesser. Wenn sie besser ist, bin ich besser gewesen. Fortschritte machen, vorankommen, das ist es, was ich suche.“

- Ueli Steck

 

Scheffelweise Geschwindigkeitsrekorde

 

Schneller, immer noch schneller. Sich seiner Sache voll und ganz hingeben. Sich von den Bergen mitreißen lassen. Jede Bodenerhebung wird zum Vorwand, noch mehr Tempo zu machen. Im Laufe der Jahre sammelt Ueli Steck zahlreiche Gipfelrekorde. In den Alpen an Eiger (2 Std. 22 Min. 50 Sek.), Grandes Jorasses (2 Std. 21 Min.) und Matterhorn (1 Std. 56 Min.), im Himalaya am Shisha Pangma (10 Std. 30 Min.) und Annapurna (28 Std.). Große Berge, die er unter seine Füße genommen und mit seinen Schritten abgemessen hat.  Für die Durchführung seiner Projekte überließ der schlanke Techniker nichts dem Zufall.  Die Berge, die er erobern wollte, waren mit größter Sorgfalt ausgewählt, akribisch unter die Lupe genommen und seziert, bevor er in die Routen einstieg. Das gleiche gilt für seine Ausrüstung. Alles war bis ins kleinste Detail durchdacht, abgewogen und berechnet, bestätigt Lucie Lacroix, Julbo Teammanagerin und Partnerin der „Swiss Machine“: „Ueli Steck stellte an seine Ausrüstung höchste Anforderungen. Er hat viel für die Weiterentwicklung unserer Sonnenbrillen getan. Er wollte, dass die Brillen leichter und für die Belüftung weniger geschlossen sind, ohne Abstriche am Sonnenschutz zu machen. Wir haben mit ihm an neuen Modellen gearbeitet. "


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 Sein Faible für Solobegehungen

 Es gibt Geheimnisse, die für immer im Verborgenen bleiben werden. Wir denken an einsame Gipfelbesteigungen ohne Bilder und ohne Seilkameraden. Seine Julbo Sonnenbrille hatte vor seinen Augen einen Logenplatz inne. Sie teilte unbemerkt diese selbstsüchtigen Momente zwischen dem erprobten Alpinisten und dem vor ihm aufragenden Berg. Und als echte Verbündete wird sie seine Geheimnisse nicht verraten. Denn auch wenn Ueli Steck von vielen Alpinisten begleitet wurde, hatte der Schweizer Kletterer ein kleines Faible für Solobegehungen. Wenn er allein am Berg war, war er auch allein mit seinen Zweifeln und seinen Entscheidungen. Eine Freiheit, die er liebte und für sich einforderte. „Ich verbringe viel Zeit in den Bergen. Ich liebe die Herausforderungen von Fels und Eis. Das ist eine einfache, grundehrliche Umgebung, in der völlige Freiheit herrscht. Hier kann man machen, was man will, und seine eigenen Regeln festlegen. "

 

Das ultimative Abenteuer

 „Ich stufe meine Gipfelbesteigungen nicht ein. Sobald ich ein Ziel erreicht habe, beschäftige ich mich mit etwas Neuem. Was war, wird zu einer Erfahrung, mehr nicht. Was für mich wichtig ist, ist das Projekt, das darauf folgt. Dafür wende ich meine gesamte Energie auf und mache es zu meiner Priorität, ganz gleich, was es ist.“ Unaufhörlich von seinem Drang, seinen Ideen, seiner Vorstellungskraft getrieben, hatte er schon die nächsten Herausforderungen vor Augen. Angesichts seiner Erfolgsbilanz war das Erreichen seiner Ziele oftmals gleichbedeutend mit dem Aufstellen neuer Rekorde. Aber das war für Ueli Steck nicht das Entscheidende. Die Quintessenz seiner Suche war immer dieselbe: Seiner Freiheit näher kommen ... bis zum Schluss.

 

 

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