Tarjei Bø: Die französisch-norwegische
Rivalität ist gut für den Sport
Die Zahlen sprechen für sich. Von den achtzehn Weltcuprennen seit Beginn der Saison gingen nur zwei nicht an das französisch-norwegische Duo. Martin Fourcade (6 Siege) und Johannes Bø (8 Siege) haben den Großteil abgeräumt – aber auch Tarjei Bø konnte ein Rennen gewinnen!

Das Duell Frankreich gegen Norwegen begeistert die Biathlonwelt. Und auch bei den Olympischen Spielen war das nicht anders. Den ganzen Winter über foppen sich beide Lager über Medien und soziale Netzwerke. Interview mit dem Julbo-Athleten Tarjei Bø.

DENKST DU, DASS DU WIEDER AUF DEINEM BESTEN NIVEAU BIST, WIE 2011 (DEM JAHR, IN DEM DU DEN GESAMTWELTCUP GEWONNEN HAST)?
Tarjei Bø: Nein, das ist nicht mein bestes Niveau. In einem Rennen – dem Sprint in Östersund – war ich in Topform. Aber sonst habe ich das Podium nicht erreicht. Ich muss konstanter werden.
DU UND DEIN BRUDER JOHANNES, IHR NECKT MARTIN FOURCADE GERNE ÜBER DIE SOZIALEN MEDIEN…
TB: Ich kenne Martin, seit er Junior war! Wir mögen uns und necken uns gerne gegenseitig. Als er im Juni 2015 für ein paar Wochen in Oslo war, haben wir sogar ein paar Trainingseinheiten gemeinsam absolviert. Es bleibt alles auf einer lockeren Ebene – und es ist wichtig, Spaß zu haben, wenn man nicht gerade auf Skiern steht.
NACH RAPHAËL POIRÉE WERDET IHR WIEDER VON EINEM FRANZOSEN (SIEGFRIED MAZET) IM SCHIESSEN TRAINIERT. WAS MACHT DIESEN FRANZÖSISCHEN EINFLUSS IM NORWEGISCHEN TEAM AUS?
TB: Als ich Junior war, war Raphaël Poirée zwar Teil des norwegischen Teams, aber er war nicht direkt mein Trainer. Trotzdem habe ich einiges von ihm gelernt. In Norwegen sind wir gute Läufer, aber wir müssen uns im Schießen verbessern. In Frankreich ist es umgekehrt. Die Norweger orientieren sich beim Schießen an den Franzosen – und die Franzosen verbessern ihr Laufen durch uns. Siegfried ist ein exzellenter Trainer, der uns beim Schießen enorm voranbringt.
WIE WÜRDEST DU DEIN VERHÄLTNIS ZU JOHANNES BESCHREIBEN?
TB: Ich weiß, dass Simon (Fourcade) den Erfolg von Martin nicht immer leicht akzeptiert hat. Für mich war das nie ein Problem. Simon ist sehr talentiert und ein harter Arbeiter, wurde aber nicht immer dafür belohnt. Ich war glücklich, Weltcups zu gewinnen, bevor Johannes kam. Und ich war auch glücklich, ihn siegen zu sehen. Ich bin mit meiner Karriere zufrieden.
WAS DENKST DU ÜBER DIE RIVALITÄT ZWISCHEN DEINEM BRUDER UND MARTIN, DIE SICH DIE SIEGE IN DIESER SAISON TEILEN?
TB: Martin ist ein sehr konstanter Athlet, das zeigt er seit Saisonbeginn. Er kann jede Woche gewinnen. Wir wissen, dass wir in Topform sein müssen, um ihm Paroli bieten zu können. Johannes scheint den Schlüssel gefunden zu haben, um mit ihm auf Augenhöhe zu kämpfen. Johannes dominierte den Saisonstart, aber man sieht, dass sich das Blatt schnell wenden kann. Ich denke, ihr Duell wird noch lange weitergehen – und das ist sehr gut für den Sport! Ich habe es geliebt, als Kind die Duelle zwischen Poirée und Bjørndalen zu sehen. Solche Rivalitäten schreiben die Geschichte unseres Sports.
FRANZÖSISCH-NORWEGISCHE SCHERZE
Einige köstliche Ausschnitte aus den sozialen Netzwerken
Januar 2014: Vor den Olympischen Spielen in Sotschi postet Tarjei Bø ein Bild, das zeigt, wie Norweger eine Pizza in den Ofen schieben… Nur dass anstelle der Pizza das Gesicht von Martin Fourcade zu sehen ist!
2. Dezember: Nach einer Niederlage von 0,7 Sekunden gegen Tarjei Bø im Sprint von Östersund postet Martin Fourcade noch am selben Abend ein Video auf Instagram, das eine Stoppuhr bei 0,7’’ zeigt. Tarjei Bø antwortet in den Kommentaren: „Mein Name ist Bond, James Bond. 007.“
2. Dezember: Etwas genervt von seiner knappen Niederlage sagt Fourcade auf der Pressekonferenz: „Ich hoffe, dass mir die Bø-Brüder nicht die ganze Saison auf die Nerven gehen.“
6. Januar: Als Svendsen im norwegischen Fernsehen erklärt: „Er hat Angst vor uns. In letzter Zeit macht sich Fourcade in die Hose“, antwortet dieser in Oberhof. Bevor er als Erster den Schießstand der Verfolgung verlässt, wirft Fourcade seinen skandinavischen Rivalen einen intensiven Blick zu. Am Abend postet er auf Instagram ein Video mit dem Kommentar: „Ich respektiere, ich kämpfe, ich leide, ich zweifle – aber ich habe keine Angst!“
6. Januar: Tarjei Bø macht sich auf der Pressekonferenz in Oberhof über Martin Fourcade lustig. Auf Instagram postet er ein kurzes Video, in dem Fourcade den Journalisten antwortet, mit dem Kommentar: „Bla Bla bla.“
11. Januar: Nach seinem Sieg im Einzel von Ruhpolding gewinnt Martin Fourcade den Disziplinweltcup punktgleich mit Johannes Bø. Der Katalane nimmt’s mit Humor: „Ich finde es fast schön, dass wir ihn gemeinsam gewonnen haben. Eine Woche in Norwegen, eine Woche in Frankreich…“